Hallo appexade,
für mich klingt vor allem dein letzter Beitrag leider sehr danach, als ob du dir selbst ganz schön was vormachst.
Meine ADHS-Diagnose habe ich nach einer langen Odyssee erst im Alter von 37 Jahren endlich erhalten und war nie ein Fan von Medikamenten. Bei mir ist ADHS wohl nur leicht ausgeprägt - vermutlich eben grundsätzlich ganz gut kompensiert. Und genau dieses ständige Kompensierenmüssen fällt duch die Medikation viel stärker weg. Ich möchte jedenfalls nicht darauf verzichten.
Was du über deine Ex-Beziehung schreibst: ja, da warst du vermutlich auch schlicht im Hyperfokus. Eine Beziehung sollte aber nicht das sein, was unsere Probleme (scheinbar) löst, denn damit macht man sich emotional vom anderen und der Beziehung total abhängig. Und dass deine Ex dich verlassen hat, zeigt ja, dass du zwar "beseelt" warst, sie aber offenbar nicht. Ohne Beziehung stehst du ja nun auch offenbar wieder vor den Problemen, die du schon vorher hattest. Diese solltest du angehen und lösen, weil sonst kann es meiner Meinung nach auch mit der nächsten Beziehung nicht klappen.
Und zu Komorbiditäten, die hier schon angesprochen wurden: ich hatte seit Jahren eine Angststörung. Diese ist mit der Medikation z.B. weg!!! Die psychotherapeutische Behandlung der Angststöung hatte vorher z.B. auch schlicht nicht zum Erfolg geführt bzw. musste ich dafür ständig viel zu viel tun, z.B. extrem viel Sport. Ursache war im Nachhinein betrachtet eben offenbar das ADHS-bedingte chemische Ungleichgewicht in meinem Gehirn. Seit ich Medis nehme kann ich Sport zum Beispiel schlicht genießen und brauche diesen auch nicht mehr so krass intensiv.
An deiner Stelle würde ich mich jedenfalls dringend um eine erneute Diagnostik kümmern. Dein Ziel, dich selbst zu strukturieren, wäre, wenn sich die Diagnose ADHS bestätigt mit entsprechender Behandlung auch sicherlich leichter - oder überhaupt realisitscherweise - zu erreichen.
Ach, und übrigens bin ich selbst in ein anderes Bundesland umgezogen und bekam die Diagnose hier noch mal sehr schnell bestätigt und die medikamentöse Behandlung lief auch gleich weiter. Man hat dann btw auch die Wahl, ob man zusätzlich noch mal eine Therapie machen möchte - wurde mir jedenfalls auch gleich angeboten, weil das nämlich standardmäßig eigtl. zur ADHS-Behandlung dazu gehört (multimodulares Konzept). Du könntest es dann ja statt der Medikation auch erstmal mit einer ADHS-spezifischen Therapie versuchen. Da wird man dir dann auch recht schnell sagen können, ob die Therapie ohne Medikation überhaupt zum Erfolg führen kann und diese ggfs. auch abbrechen, wenn du nicht bereit bist, eine Medikation auszuprobieren.
Und was ich bei dir ein bisschen vermisse ist Dankbarkeit dafür, dass ADHS durchaus auch ernst genommen wird und gem. der Forschungsergebnisse tatsächlich gut behandelbar ist: Für mich als Betroffene klingen deine Aussagen, wie z.B. man könnte auch ohne Medis klar kommen und sei doch nur ein Opfer der Umstände/gesellschaftlichen Erwartungen, genau wie die derjenigen, die behaupten, ADHS gäbe es gar nicht. Das verletzt mich. Nach meiner eigenen Odyssee damit, bin ich sehr, sehr froh, dass es echte Hilfe gibt und die frühere Annahme, ADHS würde sich mit dem Ende der Pubertät immer auswachsen, nicht mehr vertreten wird (soll bei ca. 50 % aber tatsächlich der Fall sein).
LG und viel Erfolg!