Letzten Endes sind ja auch die mit Software simulierten Neuronen nichts weiter als verschachtelte Schwellwert-Schalter.
Joa... ich tu mir da etwas schwer mit der "letzten Endes..." - Formulierung. Letzenendes ist der Mond auch nichts anderes als eine etwas kältere Sonne? Ansonsten siehe Vergleich Wasserpumpe - Herz. Also meines Erachtens kann man das so nicht vereinfachen und verallgemeinern. Ich würde auch behaupten wollen, dass "verschachtelte Schwellwert-Schalter" dem ganzen noch nicht annähernd nahe kommt. Aber gut, wenn ich jetzt mal gerade diese - mir zu übermäßige - Vereinfachung mal beiseite lasse, verstehe ich schon was du sagen willst. Nur... siehe Vergleich Herz - Wasserpumpe. Nur weil es letztenendes irgendwie so ist, kann man es nicht gleichsetzen. Denn wenn es mit den Neurotransmittern so einfach wäre, hätten wir schon längst optimal funktionierende Psychopharmaka für jede Erkrankung auf dem Markt.
Ich habe Dissoziation von Anfang an so verstanden, dass die Aufmerksamkeit zunächst weg von bestimmten Reizen und Erinnerungen gelenkt wird,
manchmal dieses Ausblenden auch erst in späteren kognitiven Prozessen stattfindet.
Habe ich aus "Dissoziation. Theorie und Therapie" von Kathlen Priebe, Christian Schmahl, Christian Stiglmayr, Seite 73.
Diese Seite ist auf googlebooks leider nicht sichtbar (außerdem siehe Hausordnung zu Links). Vielleicht magst du den betreffenden Absatz (mit Buchquelle? Dann ist es vermutlich Forenregeln-konform?) zitieren?
Übrigens, wenn du das Buch schon hast: In Kapitel 2.2 (Übersicht Tabelle Seite 15) werden die einzelnen Begriffe gut erklärt, unter anderem Amnesie und Fugue. Weil's mir gerade auffällt.
Ausserdem glaube ich, dass dadurch, dass dadurch, dass die Bezeichnung sowohl für die Zustände des Dissoziiierns als auch die abgespaltenen Persönlichkeitsanteile selbst gebraucht wird, weitere Missverständnisse quasi vorprogrammiert sind.
Deswegen frage ich immer wieder so hartnäckig nach, was genau du als Dissoziation bezeichnest. Letztendlich kannst (und wahrscheinlich auch wirst) du es auch weiter Dissoziation nennen. Sobald ich dann mal verstehe, wie du so einen Begriff verwendest, kann ich das dann ja einordnen. Aktuell eben leider nicht.
Als du dieses Wissen erworben hast, hätte dich dieser Zugriff vielleicht sogar in dein altes Klassenzimmer katapultiert, erst mit der Zeit hat sich das in mehrere kleine Dissos aufgespalten, in einer hast du Zugriff auf Geographie, in einer anderen auf deine Umgebung im Klassenzimmer.
Okay.. neue Verwirrung... was meinst du in diesem Kontext "hat sich das in mehrere kleine Dissos aufgespalten" ? Du meinst meine Erinnerung zum Erlernen des 1x1 und das Anwenden vom 1x1 hat sich "aufgespalten" ? Würde das nicht eher daran liegen, dass sich die Erinnerungen überlagern? Ich sag mal doof, wenn ich ein kleines Klavierspiel lerne, würde ich mich am Anfang vielleicht auch gut an die erste Klavierstunde erinnern, die dann allerdings von Erinnerungen über das zu Hause üben und weiteren Klavierstunden überlagert werden? Was hat das mit Dissoziation zu tun?
Genau so sieht es doch aus bei einer Überdosierung, warum eigentlich werden Hyperaktive da plötzlich zum unaufmerksamen Typ?
Laut der Erklärung meines Psychiaters, weil Dopamin auf Aufmerksamkeit ähnlich wirkt wie Nervosität auf Leistung (Stichwort Aktivations-Leistungskurve oder Yerkes-Dodson-Gesetz). Zu wenig Dopamin hat dabei eine ähnlich verherrende Wirkung wie zuviel Dopamin. Aber da möchte ich nochmal betonen, dass es so vereinfachbar eben nicht ist. Stichwort Dopaminhypothese über Schizophrenie (die durchaus Befürworter und Gegner hat). Und dann gibt es ja ... keine Ahnung wie viele genau ... zig verschiedene Neurotransmitter deren Zusammenspiel wichtig ist. Und dann noch die entsprechenden Rezeptoren und Transporter... von denen es nochmal (vielfach?) soviele gibt. Also... keine Ahnung?
Psychopharmaka beeinflussen ja auch nicht zwangsläufig immer nur einen Neurotransmitter oder einen Transporter oder eine Art von Rezeptor. Kann man also so einfach nicht beantworten. Abgesehen davon dass die Wirkung von Psychopharmaka sowieso meistens so wie mit dem Schuss auf Tontauben herausfindet, im Sinne von womit man trifft, damit trifft man - warum ist (meistens weitestgehend) unbekannt. Von Funktionsweisen des Gehirns auf Mikro- und Makroebene die noch gar nicht entdeckt wurden mal ganz abgesehen. Also... als Fazit: diese eine Frage von dir wäre Stoff für eine oder mehrere Doktorarbeiten.
Kann man auch so beschreiben, wenn man plötzlich nicht mehr zwischen Dissos hin- und her "springt".
Also verstehe ich dich jetzt richtig: Das "Springen" zum Wissen über Kopfrechnen wäre nach deiner Ansicht eine "Dissoziation"? Und wenn ich jetzt versuche mich daran zu erinnern, wie ich das 1x1 gelernt habe, wäre dieses "Hineinspringen" in die Erinnerung auch eine Dissoziation?
Wenn wir Alltagsdissoziationen als "schwächer" definieren, wäre es so abwegig, für diese auch den Faktor (Un-)Durchlässigkeit als schwächer zu akzeptieren?
Und mit "Durchlässigkeit" meinst du dann wie gut oder schnell man zu diesen "Orten" (dem "Ort" wo das Wissen über Kopfrechnen ist; dem "Ort" wo die Erinnerung über das Erlernen vom 1x1 ist) auf dieses Wissen zugreifen oder in deinen Worten "zu diesen Orten hinspringen" kann?
Und d.h. im Umkehrschluss, wenn man keinen Zugriff darauf hat - also es weniger durchlässig ist - ... dann was... hat man's vergessen ... oder.. hä?
Und angenommen das ich das jetzt richtig verstanden habe - wo genau ist dann der Bezug zu ADHS?
Dass ADHSler... weniger gut "Springen" können? Weil bei Ihnen die "Orte" weniger "durchlässig" sind?
Langanhaltender Verlust. Wenn das langanhaltend die Definition ist, habe ich den Begriff falsch verwendet. Finde ich im ICD nicht so,
"langanhaltend" im weiteren Sinne. Es sollte schon ein "Nicht-Erinnern-können" auftreten, das über das normale Maß hinausgeht. Ansonsten wäre es nicht pathologisch und man würde das ICD-10 gar nicht erst aufschlagen. Das ergibt sich ja allein schon aus dem ICD selbst ("International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems") und logischerweise sind da nur krankheitswertige Diagnosen drin. D.h. wenn wir bei deinem Kopfrechenbeispiel bleiben und ich nur während des Kopfrechnens gerade nicht auch noch meinen Terminkalendar aufsagen könnte, weil ich gerade beim Kopfrechnen bin, wäre das keine Amnesie.
Ich weiß nicht wo du nachgeschaut hast, aber wenn du schon beispielsweise bei F44.0 Dissoziative Amnesie nachliest (und es gibt ja mehrere Online-Varianten vom ICD 10) steht da "Verlust der Erinnerung" und weiter: "...für den eine übliche Vergesslichkeit oder Ermüdung als Erklärung nicht ausreicht." Im DSM-5 heißt die Übersetzung "Unfähigkeit sich [...] zu erinnern", was ich persönlich etwas verständlicher finde. Denn nach deiner Denkweise könnte man wohl auch das Nicht-Erinnern an den Terminkalendar während des Kopfrechnens nach der ICD-10 Erklärung als kurzfristigen Verlust bezeichnen. Allerdings würde man sich ja mühelos erinnern können, wenn man aufhört mit dem Kopf zu rechnen und nach dem Terminkalendar gefragt wird. Also kein "Verlust" in diesem Sinne.
Also ja: einen genau definierten Zeitrahmen gibt es dafür eben nicht, aber es muss eben über das normale Maß hinausgehen, damit es eine "Amnesie" ist.
Gegenfrage: Gibts bei ganz kurzen dissoziativen Störungen wie Flashbacks keinen Gedächnisverlust?
... ich trau mich kaum zu fragen.... aber... was meinst du damit?
Ein Flachback ist keine eigenständige dissoziative Störung, sondern ein Zustand der nach traumatischen Ereignissesn auftritt... Bei einem Flashback erlebt die betroffene Person das traumatische Ereignis wieder - mit allen oder nahezu allen - Sinneseindrücken und Gefühlen wie beim traumatischen Ereignis selbst. Währenddessen sind Personen teilweise nicht ansprechbar, manche können sich danach an diesen Flashback-Vorfall nicht erinnern...
Im weiteren Sinne könnte man das wohl auch als Gedächtnisstörung bezeichnen, aber das hat viel mehr mit dem traumatischen Ereignis zu tun und damit wie ein traumatisches Ereignis im Gedächtnis abgespeichert bzw. nicht abgespeichert ist (Stichwort Amygdala). Dass sich manche Betroffene dann nicht an die Flashback-Phase erinnern können, würde ich aber eher mit pathologischer Dissozation im Kontext mit der Traumatisierung oder auch mehr oder minder bewussten Verdrängung... oder weil das Gehirn durch die Adrenalinausschüttung und den emotionalen Zustand wie beim Trauma eben weiterhin nicht in der Lage war die Erinnerung abzuspeichern und mal wieder gescheitert ist...
Aber das ist jetzt schon wieder ganz weit entfernt von normalen Gedächtnisprozessen.
Ich hoffe du bezeichnest es nicht als Flashback wenn du dich plötzlich wieder an etwas (nicht-traumatisches) erinnern kannst...