Also als jemand der... wieder mal beides hatte (... mensch was hatte ich eigentlich nicht... )...
Ich muss sagen, dass sich - nach meiner persönlichen Meinung und im Rückblick - das ADS und das PTBS lange Zeit ausgependelt haben. Also natürlich hat die PTBS nochmal, bzw. auch die Konzentration vermindert, aber gleichzeitig scheint sich dieser ständige hohe Adrenalin- und Stresspegel insofern ausgewirkt zu haben, dass ich mich ADHS-spezifisch besser konzentrieren konnte, weil eben ständig diese innere Hab-acht-Stellung da war..
Mh.. ist das verständlich?
Die PTBS konnte ich nach langjähriger Psychotherapie... ich sage mal so ungefähr vor 2-3 Jahren entgültig auflösen, Symptome vollständig weg. Seitdem bemerke ich die ADHS-Symptome sehr viel mehr. Mir kam es damals vor, als hätte es dann eigentlich erst wirklich angefangen. Da wusste ich vom ADHS noch nichts und dachte eher ich hab jetzt einen Gehirntumor oder Frühdemenz. So im Rückblick sehe ich jetzt aber auch viele, viele, viele, viele Anzeichen die sich seit frühester Kindheit durchgezogen haben und ganz klassisch sind für ADS. Aber das PTBS hat es wohl einfach irgendwie überlagert. Ich war dadurch im Übrigen auch immer sehr zurückgezogen, sehr überangepasst, bloß nicht auffallen.
Jedenfalls, da ich konkret den inneren Vergleich habe: die innere "Unruhe" bei ADHS (und zugegeben kenne ich die nur als primär unaufmerksamer Typ, aber ein klein wenig unruhiger als neurotypische Menschen bin ich schon) und die "Übererregung" durch PTBS sind grundverschieden.
Ich denke die Übererregung könnte man mit Lampenfieber vergleichen. Also wirklich starkem Lampenfieber, mit Schweißausbruch und zittrigen Händen. Diese Anspannung und Ängstlichkeit ist einer Übererregung ständig da, nonstop, 24/7. Dazu kommt eine leichte Schreckhaftigkeit, d.h. bei normalen plötzlichen Geräuschen zuckt man schnell zusammen und erschrickt sich. Ich muss ehrlich sagen, ich hab keine Ahnung mehr wie ich das die ganzen Jahren lang ausgehalten habe. Als es nachgelassen hat, war da irgendwann ein Moment als ich bewusst merkte dass es weg ist, das war wie ein langes Verschnaufen. Puh, endlich.
Mh... ist das irgendwie verständlich?
Jedenfalls die Unruhe bei ADS ist - zumindest bei mir - erstmal überhaupt nicht mit Angst oder Nervosität begleitet. Also ja, ein nervöses Huhn bin ich immer noch, aber das seh ich nicht als klassisch ADHS/ADS Jedenfalls diese Unruhe und Unkonzentriertheit ist eher so ... keine Ahnung, als wolle man ein 1000m langes Wollknäul (als Metapher für Arbeit) irgendwie sortieren und weiß gar nicht wo man anfangen soll und dann wirds langweilig und doof und dann macht man was anderes oder oh ein Vogel und Schwupps ist das Wollknäul vergessen und dann geht man fünf anderen Gedanken nach, während man gedankenverloren an der Nagelhaut knabbert, und ach, mal wieder Gitarre spielen wäre so schön, beim Aufstellen seiner Sachen fällt der Blick auf das Buch was man schon so lange zu Ende lesen wollte, also doch lieber lesen.. schafft aber nicht mal eine Seite - irgendwie doof, irgendwie langweilig, meh. Ach upsi, man wollte ja das Wollknäul sortieren? Also wieder hingesetzt. Mensch ist das dreckig hier, erstmal ein bisschen aufräumen. Auf dem Weg zum Staubsauger fällt der Blick auf das Bild was man schon die ganze Zeit an die Wand hängen wollte, also ab zum Werkzeugkasten. Als man mit dem Hammer in der Hand beim Bild stehe, merkt man dass man gar keine Nägel im Haus hat, mist. Also ab zum Baumarkt. Im Baumarkt angekommen, oh was für ein schönes Schuhregal, das ist genau das was ich gebrauchen kann :2dance:Super!
Zuhause mit dem Schuhregal angekommen stolpert man erst über den Hammer, dann über das Buch und rutscht dann auf den verstreuten Notenblättern aus. Man stellt fest, dass man nun nicht nur gar nicht mehr drangedacht hat auch Nägel zu kaufen, sondern dass einem auch Werkzeug zum Aufbauen vom Schuhregal fehlt, die Supermärkte außerdem geschlossen sind und man nichts im Kühlschrank hat, weil man vergessen hat rechtzeitig einkaufen zu gehen, dass die Wohnung immer noch verdreckt ist, sich außerdem die Dreckwäsche stapelt und nichts mehr zum Anziehen im Schrank ist. Während einem das Wollknäul wieder einfällt dessen Deadline um Mitternacht ist, geht der Strom aus. Der einem nämlich abgedreht wird, weil man vergessen hat die Stromrechnung zu bezahlen. Das wird man auch nicht mehr können, weil das letzte Geld gerade für's Schuhregal draufgegangen ist. Upsi. Müffeln tut's auch, denn irgendwo im Buchregal steht ein halbleerer Joghurtbecher der irgendwann mal Gedankenverloren hineingestellt und vergessen wurde. Und wo ist eigentlich das Handy?
Okay, ist jetzt ein bisschen ausgeartet...