Zum Thema politische Diskussion und Moderation:
Ich denke, wir leben in einem Land, in dem die freie Meinungsäusserung sehr wichtig ist und als politischer Inhalt sehr hoch gehalten wird.
Ich möchte klar stellen:
Niemand wird hier in seiner Meinung beschnitten, niemand ausgegrenzt.
Wir sind in einer Gemeinschaft, die mit Ausgrenzung genug Probleme hat, dadurch dass die meisten von uns auf die eine oder andere Art selbst Ausgrenzung erlebt haben. Um so mehr bitte ich persönlich - unabhängig von meiner Funktion - um Toleranz.
Das heisst auch:
Jemand der nicht meiner Meinung ist, darf seine Meinung sehr gern kundtun.
Was allerdings Grenzen überschreitet ist folgendes: Wenn jemand feststellt, dass eine Mehrheit der eigenen Meinung entgegensteht, muss nicht herablassend oder gar beleidigend reagiert werden.
Wir müssen nicht alle einer Meinung sein, das ist kaum möglich. Es gibt politische Haltungen, die kann ich auch weder akzeptieren, noch kann ich sie tolerieren. Trotzdem: Ich möchte wissen, welche eigenen Überzeugungen der jeweilige Gesprächspartner hat.
Interessanterweise habe ich auf die Art und Weise auch schon ein Nachdenken bei jungen Rechtsradikalen bewirken können, die dann nach einiger Zeit den Ausstieg aus der Szene gemacht haben und mir da dann später für meine Neutralität gedankt haben.
Dabei habe ich nichts gemacht, ausser ihre Meinung zuzulassen, aber darauf zu bestehen, dass sie mir eine deutliche und verständliche Erklärung ohne "Totschlagargumente" abliefern. Ach ja: Beleidigtes sich umdrehen und wegrennen war auch nicht,das ganze war in einer Kneipe, in der so was nicht wirklich gut ankam, weil ist ja komplett unmännlich.
Manchmal kann ein kleiner Schubs schon viel bewirken.
In Themenfeldern, bei denen der Einzelne durch eine - sagen wir - eingeschränkte Perspektive die Gesamtsituation nicht erfasst, oder in der jemand nicht bereit ist, seine Sicht wirklich mal zu ergänzen, kann ich allerdings nur eines sagen:
Argumente darlegen - ja.
Bemühen zeigen, den anderen zu verstehen - ja.
Mich immer weiter in die Diskussion versteigen? Sinnentleert.
Durch die Mediennutzung und die Veränderung in der medialen Präsenz ist es so weit gekommen, dass Menschen sich gern auf ähnliche Art informieren wie ein amerikanischer Immobilienpleitier, der sich gern mal aus seinem Oral - Office mit Kurznachrichten bemerkbar macht, die dümmlich bis idiotisch sind, ich sag nur covfefe.
Der guckt nur Fernsehsender, die für ihn angenehme Nachrichten bringen, liest Zeitungen nur, wenn sie ihn mögen und auch bei Twitter und Co ist er glaub ich nur, um seinen Dummfug rauszukloppen.
Dieses "Filterblase" genannte Verhalten bzw. Phänomen haben wir in Deutschland auch nicht erst seit gestern.
Die grösste deutsche Boulevardzeitung hat ja genau deshalb immer sehr hohe Auflagen gehabt, weil sie "dem Volk aufs Maul schaut", nichts anderes als Populismus.
Was können wir also ändern?
Wir können unsere eigene Denkweise beibehalten, müssen aber den populistischen Tellerrand mit einbeziehen, um zu verstehen, wie solche Denkweisen funktionieren.
Ich empfehle hierzu die Twitter - Äusserungen einer Beatrix von Storch und ähnlicher Politiker...
Ach ja: Das sich umdrehen und abhauen, wenn einem die Diskussion zu herbe wird und man eh keine Argumente mehr liefern kann, hat bei uns inzwischen eine feste Redewendung: Die Weidel machen