rageandgrace, genau, der Artikel ist nicht negativ,, darum habe ich ihn hier gepostet und nicht in der Kategorie „Nonsens-Presse“.
Um die Kommentare zu solchen Artikel ging es danach hier im Thread!
Aber mal zum Artikel selbst, den ich auch nicht reißerisch finde, aber defizitär!
Der verbreitete Denkfehler im Artikel, Hirn-Stoffwechselstörungen zuerst ausschließlich mit Verhaltenstherapie behandeln zu wollen, weil es eben bei anderen Diagnosen als ADHS mit ähnlichen Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen richtig ist, war jedoch mein Grund, ihn zu kommentieren!
Als selber Nichtbetroffene zu diskutieren, bis zu welchem Grad die neurophysiologische Mangelsituation noch verhaltenstherapeutisch kompensiert werden kann, finde ich zynisch:
(ironieon):„Ach, du hast Durst? Lass uns erstmal drüber reden! Schau mal, die anderen haben keinen Durst! Pass dich an! Ach, du bist Diabetiker? Aber nur leicht oder mittelgradig! Erstmal Verhaltenstherapie!
Deine Eltern haben dir wohl keine Frustrationstoleranz beigebracht, was?“ (ironieoff)!
(Wir selber als Betroffene können in Abwägung aller Faktoren, Nebenwirkungen von Medikamenten etc., solche Diskussionen führen, das ist aber etwas ganz anderes!)
Wer unter so deutlichen Symptomen von ADHS hilflos als Kind mitsamt seiner ganzen Familie leidet, dass es sozial und schulisch deutlich auffällt, der wird dann nochmal in „leicht ausgeprägt“ und „mittel ausgeprägt“ eingeteilt, b e v o r er überhaupt medikamentös den zugrunde liegenden Mangel angehen kann?
Wie grausam!
Mein ADHS ist sicherlich nicht schwer ausgeprägt!
Schließlich habe ich Jahrzehntelang keine Diagnose gehabt und bin 46 Jahre meines Lebens ganz ohne irgendwelche Medikamente mit dauernder Erschöpfungsdepression und unter schmerzhaftem Daueradrenalin durch meine Biografie voller unverständlicher Umwege, Abstürze, Dauerkatastrophenpanik und Dauerbestrafungspanik gekommen ohne aus dem Alltag zu fallen!
Das war: Überleben ohne Kleidung auf einem Nagelbrett in Schule, Studium und Beruf!
Die Psychotherapien und Verhaltenstherapien linderten irgendwie, aber natürlich nie überdauernd!
Natürlich habe ich nach der ADHS-Diagnose 10 Jahre lang mein Verhalten und meinen Alltag parallel zur Medikamentenanpassung ebenfalls gravierend geändert und angepasst!
Aber vor der medikamentösen Mangelbehebung war ich im Feuer und Chaos der völligen Reizüberflutung!
Der Unterschied bei Kindern?
Als unser Hypiesohn einmal vergessen hatte, morgens seine Medikamente zu nehmen und ich dies erschrocken realisierte, saß ich mit anderen Müttern am Schul-Lernschwimmbecken!
Mein Sohn arbeitete wie immer unauffällig mit seiner Schwimmtrainerin!
Diese wie auch die anderen Mütter belächelten mein Erschrecken!
Ach, ADHS. . . . das war noch mehr so als heute vor 10 Jahren!
Dann von einem Moment auf den anderen fing mein Sohn an, auf die Trainerin wie wild einzuprügeln und war nicht mehr verbal zugänglich.
Er sollte auch ärztlicherseits erst nicht behandelt werden!
Bis er mir einmal impulsiv den Kopf in den Bauch rammte und dann weinend fragte:“Mama, warum mache ich das?“
Da hab ich ihn an die Hand genommen und bin zur Doc und nachdem er seine erste Kapsel genommen hatte, zog er sich zum Rausgehen seine Schuhe an ohne dass er in der Schule dafür in einen Extraraum musste!
Da haben wir beide wieder geweint und ich habe mich bei ihm entschuldigt!
Das war vor meiner eigenen ADHS-Diagnose!
Bevor ich wusste, dass dieses tägliche Überleben ohne Kleidung auf dem Nagelbrett gar nicht sein muss!
Ganz abgesehen davon, wie pervers es ist, jemanden in einer Verhaltenstherapie zu therapieren, den eigenen Schmerz zu erdulden ohne andere zu stören! Selbstverleugnung!
Mit Medikamenten ging es verhaltenstherapeutisch dann darum, Überreizungsquellen zu erkennen und zu umschiffen! Was ganz anderes!